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Vom Laich zum Frosch, Teil 1



Anfang April 2011 entdeckte ich in unserem Gartenteich erstmals einen Froschlaich (Grasfrosch, Rana temporaria). Einen kleinen Teil davon schöpfte ich am 4. April ab und setzte ihn in ein ca. 20 cm x 20 cm messendes Kunststoffgefäß. Das Wasser inkl. des Algenbestandes entstammt dem Teich. Zusätzlich gibt es im Gefäß eine dünne Sand-/Steinchenschicht, Teichlinsen, Moose und andere Wasserpflanzen aus dem Teich, Ruderfuß- und Muschelkrebse, winzige Wasserkäfer sowie einige größere Steine mit Kahmhaut, welche teilweise aus dem Wasser ragen. Auch setzte ich diverse bakterienfressende Ciliaten ins Wasser.

Den überwiegenden Teil der geschlüpften Tierchen werde ich wieder im Teich aussetzen. Zum Schluss möchte ich nur 2-3 Tiere bis zum Ende ihrer Entwicklung beobachten, um sie anschließend natürlich ebenfalls in die Freiheit zu entlassen. Dies soll dann geschehen, wenn bei den Tieren die Lungenatmung begonnen hat.

Es ist grundsätzlich verboten, jedweden Amphibienlaich mitzunehmen und aufzuziehen. Dieses Verbot gilt übrigens auch für den Teich im eigenen Garten. Da ich aber nur einen kleinen Laichklumpen einsackte und die meisten Tiere in wenigen Tagen wieder am Fundort aussetzen werde, sehe ich keine besonderen Probleme. In der Natur entwickeln sich aus den Gelegen meist nur wenige Frösche, weil sie bzw. die späteren Kaulquappen einer Vielzahl an Fressfeinden ausgesetzt sind. Da der Laich des Grasfrosches stets im Flachwasser abgesetzt wird, droht auch die Gefahr des Austrocknens.

Die vorgefundene Laichfladen am Vormittag des 4. April 2011:






Rasante Entwicklung der Keimlinge in zimmerwarmem Wasser


6. April 2011

Das Gefäß, in dem die Viecher aufgezogen werden:



Das Aufzugsgefäß ist im Moment nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt (ca. 1 Liter).

Waren die Tierchen im Laich vor zwei Tagen noch winzige Knäuel, sehen sie heute schon so aus (Größe: 6-10 mm):



Mitunter wild zappelnde Mini-Kaulquappen im Laich mit äußeren Kiemen


7. April 2011

Die ersten Kaulquappen sind am Morgen geschlüpft. Mittlerweile messen sie 8-12 mm. Derzeit haben sie noch äußere Kiemen, die sich aber im Verlauf der weiteren Entwicklung nach innen verlegen werden, d.h. es wächst eine Hautfalte darüber.



Eines der größten Tierchen im Aufzugsgefäß

Die Mehrzahl der geschlüpften Kaulquappen bleibt auch weiterhin in der Nähe des Laichs. Vorerst fressen sie noch nicht.

Die im Teich verbliebenen Tierchen entwickeln sich wesentlich langsamer. Sie sind heute noch im Abend-Stadium jener, die ich am 4. April ins Haus geholt hatte:



Laich im Teich

Da wir zur Zeit sehr mildes Wetter haben, wurden heute ca. 20 Kaulquappen in den Teich zum übrigen Laich zurückgesetzt. Weitere Tiere werden in den nächsten Tagen folgen. Ausgesetzt werden zunächst nur jene Tiere, die sich vom Laich entfernt haben.


8. April 2011

Die Kaulquappen sind weiter gewachsen und messen jetzt 14-16 mm. Inzwischen vereinzeln sie sich. Bei den größten Exemplaren sind die äußeren Kiemen jetzt kaum mehr zu erkennen.

Heute brachte ich fast alle Tierchen (ca. 30) in den Teich zurück. Im Gefäß sind drei Kaulquappen verblieben.


9. April 2011

Ein Stockentenpärchen hatte in der Früh den Laich entdeckt und sehr viel davon aufgefressen. Da die ausgesetzten Kaulquappen schon sehr mobil sind, befinden sich im Teich aber immer noch jede Menge Larven. Die Keimlinge des übrig gebliebenen Laichs haben jetzt das Stadium erreicht, in dem sich die Tiere im Aufzugsgefäß am 06.04. befanden. Sie werden wahrscheinlich morgen schlüpfen.

Den drei inhaftierten "Quappis" geht es gut. Sie haben nun keine sichtbaren Kiemen mehr und fangen zu fressen an. Ihr Rumpf wird jetzt breiter, größer sind sie aber nicht geworden.



Eine der im Aufzugsgefäß verbliebenen Kaulquappen

Mittags habe ich einen großen Teil des Wassers ausgetauscht. Tagsüber stelle ich das Gefäß an einem halbschattigen Ort ins Freie, was den Viechern anscheinend gut bekommt, denn draußen sind sie ganz besonders mobil. Scheint die Sonne in das kleine Becken, sitzen die Kaulquappen zum Sonnen auf den Steinen. Eine gewisse Sonneneinstrahlung benötigen die kleinen Tiere für die Vitamin-D-Produktion. Man muss allerdings darauf achten, dass sich das Wasser in kleinen Gefäßen während der Sonneneinstrahlung nicht zu stark erhitzt. Ebenfalls ist es wichtig, dass den Tieren Gelegenheiten zum Verkriechen geboten werden.


11. April 2011

Die drei "Quappis" im Kübel scheinen sich wohl zu fühlen. Wie die Raupen der Falteraufzucht haben auch diese drei Tierchen ein jeweils ureigenes Temperament. Die beiden großen Exemplare (jetzt ca. 18-19 mm) sind tagsüber ausgesprochen munter und hängen oft zusammen, während das dritte, deutlich kleinere Tier sein ruhigeres Eigenleben führt. Während sich die beiden anderen am Abend zurückziehen, wird Nr. 3 sehr unternehmungslustig. Alle drei raspeln fleissig an der Kahmhaut der eingelegten Steine, teils knabbern sie aber auch am Grund oder fischen an der Oberfläche. Für das kleine Grünalgenflöckchen interessieren sich die Kleinen (noch) nicht. Extra Futter benötigen die Tiere bisher auch nicht. Im Mini-Biotop finden sie im Augenblick noch genug Nahrung.

Ebenfalls geht es den ausgesetzten Viechern gut, wobei sie im Dickicht der Pflanzen schwer zu entdecken sind. Ein Teil wird möglicherweise den gefräßigen Libellenlarven oder einem Gelbrandkäfer zum Opfer fallen. Inzwischen sind auch alle Tiere des verbliebenen Laichs geschlüpft, halten sich aber noch am Laich auf. Die Enten sind nun nicht wieder aufgetaucht.

Heute mittag beobachtete ich eine riesige Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus) am Teichrand, die an den Laich bzw. die frisch geschlüpften Kaulquappen heranzukommen versuchte - allerdings erfolglos. Dafür erbeutete sie aber einen der vielen Wasserläufer (Gerris lacustris) und war damit zufrieden.


12. April 2011

Hier die beiden größeren Tierchen (inzwischen über 2 cm lang) in trauter Zweisamkeit:



Die zwei Freunde, die ständig zusammen sind. Die Anhängsel am Ende des Rumpfs sind Kotwürstchen, die regelmäßig abfallen.


13. April 2011

Heute erfuhr ich von einer missglückten Froschaufzucht, die in einem Kindergarten der Umgebung passiert war. Am Montag fand man Hunderte Tiere tot im trüben Wasser. Sie waren noch so jung, dass sie teilweilse noch ihre äußeren Kiemen besaßen. Es wurden möglicherweise folgende Fehler gemacht:

  • Das Becken war für die vielen Tiere viel zu klein. Ca. 50 Kaulquappen benötigen mindestens 10 l Wasser. Wird die Besetzung im Becken zu groß, werden die Tiere durch den sog. "Crowding-Effekt" quasi vergiftet. Kaulquappen produzieren giftige Ausscheidungen, die im natürlichen Habitat eine Futterkonkurrenz verhindert. Ob dies auch bei den ganz jungen, noch nicht fressenden Tieren passieren kann, weiß ich aber nicht.
  • Die Tiere wollten zu fressen beginnen, hatten evtl. kein Futter und sind verhungert. Vielleicht glaubte man, Kaulquappen könnten sich von Wasser und Steinen ernähren.
  • Eine andere Möglichkeit: Da der Kindergarten über das Wochenende geschlossen ist, erhielten die Tiere möglicherweise einen zu großen Vorrat an Futter. In diesem Fall kann das Wasser im beheizten Raum bzw. gar an einem Südfenster und bei dichtem Besatz an Tieren schnell umkippen, so dass die Kaulquappen an Sauerstoffmangel sterben, d.h. sie ersticken.
Ich vermute, dass gleich mehrere Fehler gemacht wurden. Sehr schade drum!

Ein Becken mit Kaulquappen muss ständig beobachtet werden. Wer verbotenerweise Kaulquappen zwecks Beobachtung hält, übernimmt Verantwortung für diese kleinen Wesen.

Ideal ist die Einrichtung eines Minibiotops mit Grünpflanzen in einem ausreichend großen Behälter, das breiter als hoch sein sollte, damit eine gute Versorgung mit Sauerstoff gewährleistet ist. Der Behälter darf nicht in der prallen Sonne eines Südfensters stehen. Sollte extern zugeführtes Futter erforderlich sein, gebe man nur soviel davon ins Wasser, wie innerhalb weniger Stunden aufgefressen wird. Das Wasser darf niemals trübe werden. Hängen die Kleinen beständig an der Wasseroberfläche, fehlt ihnen Sauerstoff. Abhilfe: Wasserwechsel - am besten Wasser aus dem Ursprungsgewässer, das etwa die Temperatur des Wassers im Behälter haben sollte.

Junge Kaulquappen benötigen zunächst kein zusätzliches Futter, sofern man mit Algen und Kahmhaut versehene Steine oder auch veralgtes Altholz (beides aus sauberen natürlichen Gewässern!) ins Becken gesetzt hat. Diese weiden sie feinsäuberlich ab. Bei vielen Kaulquappen im Becken sollte nicht nur ca. einmal wöchentlich das Wasser ausgetauscht, sondern auch der Behältergrund vom Kot der Tiere befreit werden. Bei nur geringem Besatz kann man darauf verzichten. Werden die Tiere größer, benötigen sie natürlich auch mehr Nahrung. Folgendes Futter bietet sich an: Grüne Algen, pflanzliches Fischfutter, Brotkrümel oder Salatblätter (gewaschen!).

Haben sich die Hinterbeine ausgebildet, dauert es nicht mehr lange bis zur Bildung der Vorderbeine. Diese entstehen dort, wo sich bis dahin die Kiemen befanden, d.h. die Tiere werden innerhalb ganz kurzer Zeit zu Lungenatmern. Gleichzeitig verkürzt sich ihr Darm. Aus bisherigen Pflanzenfressern sind Fleischfresser geworden. Die binnen weniger Stunden einsetzende Lungenatmung bedeutet, dass den Tieren jetzt unbedingt Gelegenheit gegeben werden muss, sich an der Wasseroberfläche aufzuhalten, sonst ertrinken sie. Hierfür eignet sich ein größerer, aus dem Wasser ragender Stein oder auch schwimmendes Holz (z.B. ein Stück Rinde). Spätestens jetzt, wo die Tiere noch ihren Ruderschwanz besitzen, sollte man aber an das Aussetzen am Ursprungsgewässer denken. Die kleinen Frösche benötigen unbedingt die Lebensphase im Übergang Gewässer-Land, um sich innerhalb der nächsten zwei Jahre zu fortpflanzungsfähigen Fröschen entwickeln zu können. Diese kann ihnen in Gefangenschaft kaum geboten werden.

Meine große Bitte an Kindergärtner(innen) und Lehrer(innen): Bitte nehmt eine Froschaufzucht zu Demonstrationszwecken nur dann in Angriff, wenn Ihr über ausreichende Kenntnisse verfügt und eine gesunde Entwicklung der Tiere gewährleisten könnt! Im Internet gibt es dazu diverse Tipps. Zur Beobachtung genügt es übrigens, nur 2-3 Tiere aufzuziehen. Die Pflege nur weniger Tiere ist zudem bedeutend unkomplizierter als bei Massenbesatz. Der Schlupf des allergrößten Teil eines Laichs gehört (inkl. der schleimigen Eihüllen) umgehend an der Entnahmestelle wieder ausgesetzt.

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Nun zu meinen drei Viechern: Offenkundig können sie jetzt sehen, denn sie reagieren auf Bewegungen und Helligkeitsunterschiede. Seitdem sind sie auch wesentlich scheuer geworden. Jetzt nutzen die Tiere gerne die Verstecke zwischen Wasserpflanzen und unter den Steinen. Alle drei "Quappis" sind putzmunter. Die meiste Nahrung nehmen sie anscheinend während der Nacht auf. Abends eingesetzte Grünalgenflöckchen sind am nächsten Morgen fast vollständig verschwunden.



-->  Fortsetzung





 
Die Konsequenz der Natur tröstet schön über die Inkonsequenz der Menschen. (Johann Wolfgang von Goethe)