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Das "Tümpeln"

Unter "Tümpeln" versteht man im Mikroskopierer-Jargon die Betrachtung von Mikroorganismen aus dem Wasser. Dabei muss das Wasser nicht unbedingt einem Tümpel entstammen. Wasser aus Bächen und Seen, Mooren, feuchtem Moos, Flechtenlagern, überrieselten Felsen, Aquarien und sogar Blumenvasen und Blumentopfuntersetzern kann ebenfalls verwendet werden. Mich persönlich interessieren hier vor allem die Mikroorganismen in unserem Gartenteich sowie in Moosrasen und Flechtenlagern. Bezüglich der Moore habe ich inzwischen eine extra Homepage, die sich mit den Moorgebieten im Bezirk Kitzbühel befasst.

Teichwasser wird an unterschiedlichen Stellen (Randbereich, zwischen Wasserpflanzen und Teichgrund) entnommen und getrennt in Gläser gefüllt. Diese Proben können unter dem Mikroskop sofort betrachtet werden. Da sich das Artenspektrum beim Stehenlassen der Proben ziemlich schnell verändert, sollte man mit der ersten Betrachtung nicht zu lange warten. Viele Mikroorganismen reagieren sehr empfindlich auf Temperaturveränderungen. Entnimmt man also einem Teich ca. 4 °C kaltes Wasser und stellt das Glas in eine normal beheizte Wohnung, wird sich das Wasser nach einigen Stunden bis auf ca. 20 °C erwärmen, was zahlreiche Tierchen nicht überleben. Deshalb stelle ich die in der kalten Jahreszeit entnommenen Teichproben bei Frostfreiheit tagsüber ins Freie oder aber (und über Nacht) in den Kühlschrank.

Organismen aus Moos- und Flechtenproben sind bezüglich Temperaturveränderungen weit weniger empfindlich. Sie reagieren aber stark auf das zugeführte Wasser bzw. auf veränderte pH-Werte. Ein Moos- und Flechtenbewohner ist in der Natur nahezu ausschließlich dem weichen Regenwasser ausgesetzt. Also wässert man die Proben idealerweise mit lokalem Regen-/Schmelzwasser.

In der Literatur gibt es Anleitungen zur Probenentnahme sowie Informationen zu den hierfür empfohlenen Hilfsmitteln wie z.B. dem Planktonnetz. Ich habe noch nie etwas davon benutzt, zumal ich die Probenentnahmestellen direkt vor der Nase habe und notfalls weitere Proben entnehmen kann, falls mal etwas überhaupt nicht ergiebig sein sollte. Ist mir bisher aber noch nicht  passiert.

Für meine Arbeit verwende ich neben dem Mikroskop und dem üblichen Zubehör:
  • diverse Gläser (leere Marmeladen-, Gurken- oder sonstige Gläser) für Proben,
  • pH-Mess-Streifen (zur Kontrolle und zu Vergleichszwecken),
  • Regenwasser zur Einwässerung von Moosen und Flechten,
  • Teefilter zwecks Reinigung von Wasser aus der Regentonne,
  • feines Haushaltssieb,
  • mehrere Pipetten (Glas und Plastik),
  • mehrere Pinzetten,
  • 10-ml-Einwegspritzen zum Abspülen von Objektträgern und Deckgläsern ,
  • 1-ml-Fertigspritzen zum Abziehen überschüssigen Wassers,
  • entnadelte Einwegspritzen zum Einsaugen von Detritus-Proben.
  • Lupe (damit ich größere Organismen erkenne, die am Fundort wieder ausgesetzt werden),
  • kleiner Löffel (aus demselben Grund),
  • Küchenpapier (zum Reinigen der Objekt- und Deckgläser),
  • ab und zu Fensterputzmittel (ebenfalls zum Reinigen) und
  • feiner Pinsel zum Entstauben des Mikroskops. Hierfür verwende ich einen sauberen Schminkpinsel.

Für die Auflicht-Mikroskopie, die bei mir vor allem zur Bestimmung von Moosen, Flechten und Kleinstinsekten zum Einsatz kommt, benutze ich zur Fixierung des Untersuchungsmaterials die Filter-Abkleber (Durchmesser der Klebefläche: 20 mm) für meine Stomabeutel. Diese eignen sich gerade für Mini-Insekten ganz hervorragend, da ihre Klebekraft nicht so heftig ist, dass sich die Tierchen von der Barriere nicht eigenfüßig wieder davon entfernen können. Für einen Foto-Date reicht's aber. Moos- und Flechtenproben können auf dem Abkleber sanft gepresst werden.





Blättchen des Grünstieligen Streifenfarns (Asplenium viride) mit Sporen auf o.g. Abklebern und im Auflicht-Bild bei 40facher Vergrößerung.


 
Winziges (leider bisher unbestimmtes) Spinnchen im Auflicht

Die Auflicht-Mikroskopie erfolgt mit meinem Anfänger-Mikroskop (Traveler vom Supermarkt). Die Durchlichtmikroskopie erledigte ich ab Mitte Jänner 2010 am Müller Biolab-T, später vor allem mit einem Zeiss Standard 14, das ich mit den Jahren zu einem leistungsfähigen Mikroskop ausbaute.

O.g. Abkleber eignen sich auch hervorragend als Abstandshalter für die Durchlicht-Mikroskopie. Andere verwenden dafür Lochverstärker-Ringe oder Vaseline-Tupfer, die sich bestimmt genauso gut eignen. Damit verhindert man, dass Einzeller bei geringem Wasserfilm unter dem Gewicht des Deckglases platzen. Den gleichen Zweck erfüllt übrigens auch ein wenig "Dreck" unter dem Deckglas - z.B. Algen, ein winziges Moosblatt, eine Teichlinse o.ä. Anschließend muss man das mikroskopische Foto nur ein bisschen mehr als üblich retuschieren.

Ist die Untersuchung eines Präparats abgeschlossen, werden Deckglas und Objektträger mit viel Ursprungs- oder Regenwasser über der Probe abgespült, so dass die Miniviecher wieder zurück in ihren Lebensraum kommen. Hierfür verwende ich eine 10-ml-Einmalspritze mit Nadel. Diese Spritze bekommt man für wenig Geld in jeder Apotheke.



10-ml-Spritze mit Nadel

Man sagt, Deckgläschen solle man nur einmal benutzen. M..E. ist das Unsinn. Die 0,13-0,17 mm dünnen Gläschen sind zwar recht empfindlich, doch lassen sie sich mit etwas Fingerspitzengefühl durchaus reinigen und wiederverwenden. Teilweise benutze ich ein einziges Deckglas über sechs Wochen lang, und dies bei mindestens drei Untersuchungen täglich!

Zur Größenmessung:  Mittels Objekt- und Okularmikrometer lässt sich natürlich sehr exakt messen, was beim Tümpeln allerdings meist nicht nötig ist. Die Miniaturwesen unterliegen ähnlichen Größenschwankungen wie z.B. wir Menschen. Ich praktiziere eine sehr einfache Methode, nämlich das Auszählen der Reihen auf einem der kleinen Abdeckgläschen, von dem ich ja weiß, dass es 18 mm x 18 mm groß ist. Beim 10x/18-Okular komme ich z.B. bei Verwendung des 10x-Objektivs auf 10 Reihen, was einem Bilddurchmesser von 1,8 mm entspricht. Ein bildfüllendes Objekt ist also 1,8 mm groß. Beim 40x-Objektiv füllt ein 400 µm großes Objekt das Bild aus. Kennt man diese Eckdaten, lässt sich die Größe aller Objekte leicht abschätzen.

Ist eine Kamera fest am Mikroskop installiert, kann man sich eines Messprogramms bedienen. Zuvor muss geeicht werden. Dafür nimmt man idealerweise ein Objektmikrometer oder ein Objekt, dessen Größe man ziemlich exakt kennt. Ich benutze, sofern die Messung möglichst genau sein soll, das kostenlose Aufmaßprogramm von Jens Rüdig.







 
Die Konsequenz der Natur tröstet schön über die Inkonsequenz der Menschen. (Johann Wolfgang von Goethe)